Ist minimal tatsächlich minimal?
Ich werde immer öfter gefragt, was denn genau an meinen Portraits minimal sei oder warum ich die meisten davon “minimal Portraits” nenne? Ich weiß, ich kann sehr detailverliebt sein, und jede meine Zeichnungen lebt auch von vielen kleinen Details, aber der Unterschied zwischen einem normalen Portrait oder einer Zeichnung und einer minimalistischen Zeichnung von mir ist eigentlich sehr einfach.
Im Grunde genommen haben viele Recht, die mir sagen, meine minimalistischen Zeichnungen seien nicht minimalistisch, sondern doch fast eher fotorealistisch. Das ist für mich natürlich ein großes Kompliment, obwohl ich gar nicht vollkommen zum Fotorealismus tendiere. Ich versuche natürlich so realistisch wie möglich zu zeichnen, ohne aber das Wiedererkennen einer Zeichnung zu verlieren. Meine Portraits sollen also als Zeichnung wieder erkannt werden.
Grundsätzlich ist der Minimalismus ja bekannt für sein „Weglassen“ und mit kleinstem Aufwand einen möglichst hohen Erkennungswert zu schaffen. Und genau das ist auch das, was ich mit den Portraits versuche. Grundsätzlich kann man sagen, dass ich gut die Hälfte der Zeichnung einfach weg lasse und es eben weiß, bzw. Papier bleibt. Natürlich könnte ich versuchen mit drei bis vier Strichen ein Portrait zu zeichnen, aber das spiegelt dann wieder nicht meine Art und Weise der Zeichnungen wieder.
Also konzentriere ich mich bei meinen Portraits auf das wichtigste: Augen, Nase, Mund und ggf. auch Haare. Wobei die Haare auch häufiger wirklich weggelassen werden, bzw. nur angedeutet werden. In einem minimalistischen Portrait von mir lege ich also auf diese Merkmale mein Hauptaugenmerk, und versuche diese dann so detailreich wie möglich zu zeichnen. Dennoch ist mein eigentliches Ziel: Die gezeichnete Person nur an den Augen und dem Mund zu erkennen. Der Rest drum herum soll nur Beiwerk sein. Die Gesichtshaut ist bei den Zeichnungen eigentlich immer weiß und nicht, im Gegensatz zu einem Vollportrait, nicht gezeichnet.
Ich habe gerade eine neue Art der minimal Portraits angefangen, da ich mich selber erwischt habe, dass aus dem Weglassen doch mehr wurde, und die letzten minimal Portraits dann doch eher zu eigentlichen Portrait-Zeichnungen wurden. Ich wollte also wieder reduzieren, und habe mir gedacht, dass ich eine Art Hintergrund zeichne, die sogar noch verstärkt, dass ich fast alle Schattierungen im Gesicht weg lasse:
In dieser Zeichnung (Carole Lambert minimal Portrait) zeigt sich eigentlich recht schnell, dass ich viele Details und Schattierungen im Gesicht und an den Händen weg lasse, und einfach nur weiß lasse. Die Nase zum Beispiel ist wirklich nur durch einen minimalen Schatten angedeutet.
Wenn man es im Sinne der Fotografen sieht, könnte man sagen, dass meine minimalistischen Portraits eher aussehen, wie überbelichtete Fotos oder High-Key Aufnahmen. Die Kunst ist in beiden Fällen eben das „Weglassen“ bestimmter Elemente, und die noch sichtbaren besonders hervor zu heben.
Was meint ihr zu den minimalistischen Portraits? Sind sie es, oder sind sie es eher nicht in Euren Augen? Schreibt mir einfach dazu doch mal Eure Meinung, entweder per Mail oder über das Kontaktformular. Ich bin gespannt…
Euer Dirk