Oder: “Wie kann ich auch fahrlässig meine Bilder zerstören?”

Es ist immer wieder erstaunlich, wie einige Künstler und Sammler mit ihren eigenen oder erworbenen Werken umgehen. Schutz für Bilder ist extrem wichtig: Da sitzen die Künstler selber Stunden, Tage, Wochen oder auch Monate an ihren Bildern, Zeichnungen oder Gemälden, und wollen diese ausstellen oder auch verkaufen. Oder Sammler haben viel Geld investiert, um endlich ein Werk ihres Lieblingskünstlers zu erwerben, egal ob nun Original oder als limitierter/nicht limitierter Druck. Alles ist schutzwürdig. Und eher dass diese Werke dann „geschützt“ werden, zerstören einige Künstler, Kunsthändler und Besitzer die Werke, wenn auch nur fahrlässig. Und warum? Manche, weil sie es nicht besser wissen, oder es schon immer so gemacht haben, und andere, weil sie meinen, ein Abschluss sollte so günstig wie möglich sein. Und genau da liegt ja das paradoxe: Als Künstler arbeitet man lange an seinem Werk, und während der Arbeit legt man sein Können und seine Erfahrung in sein Werk, um ein best-mögliches Ergebnis zu erzielen. Und beim Abschluss denkt man auf einmal um, und will sein bestmögliches Ergebnis dann mit dem günstigsten Variationen „abschließen“.

Wie kann ich also mein Werk gut schützen, und was kann ich beim Schutz falsch machen?

Punkt Haarspray als Fixativ

In einem anderen Artikel habe ich schon einmal vom Fixieren mit Haarspray geschrieben. Was in meinen Augen ein absolutes No-Go zum Fixieren von Kunstwerken ist. Man zerstört damit vorsätzlich sein eigenes Bild. Es gibt genügend Argumentationen für das Befürwortern des Haarsprays, die sich aber alle widerlegen lassen. Wer sein Werk schützen will, sollte demnach niemals zu Haarspray greifen, sondern speziell dafür angefertigte Fixative oder Firnisse. Siehe auch „Haarspray als Fixativ

Punkt Tesafilm Befestigung

Viele kaufen sich eine Zeichnung, ein Gemälde, einen Druck, und wollen dies einrahmen. Auch Künstler rahmen ihre Werke zu Ausstellungen häufig ein. Bei vielen Einrahmungen wird ein Passepartout genutzt. Das Bild wird dazu hinter das Passepartout geklebt, und wenn man etwas falsch machen möchte, dann klebt man das Werk mit Tesafilm fest. Nur ist in Tesafilm Säure, die das Papier und damit das Werk angreift. Jeder kennt es von uns, wenn man mal einen Tesafilm-Streifen längere Zeit an einer Wand kleben lassen hat: Die Wand darunter oder die Tapete wird braun. Die Säure vom Klebstoff hat den Untergrund angegriffen. Und weiterhin kann man Tesafilm meist sehr schlecht wieder lösen, ohne etwas kaputt zu reißen und ohne das Kleberückstände am Papier haften bleiben. Auch hier gibt es Alternativen, auf die man zurück greifen sollte. Man muss eben nicht das günstige Klebematerial nutzen, sondern sollte extra dafür angefertigte säurefreie, und darauf sollte man achten, Klebematerialien nutzen. Damit schützt man sein Bild, und kann es immer wieder umrahmen.

Punkt Passepartout

Das Passepartout ist grundsätzlich kein Verschönerungsmittel für ein Bild, sondern wurde als technisches Hilfsmittel erfunden, um die Glasscheibe vom Werk entfernt zu halten. Man sollte grundsätzlich bei Originalen darauf achten, dass die Glasscheibe nicht auf dem direkten Material aufliegt. Doch warum ist das so? Auf der einen Seite bewegt sich das Papier bei unterschiedlichsten Klimabedingungen: Es zieht sich zusammen, es dehnt sich aus, es wellt sich, was die Scheibe wiederum nicht, oder nur wesentlich geringfügiger macht. Die aufgetragenen Farbpigmente oder der Bleistift würde so, zwar klein, an der Scheibe kratzen, und auch an der Scheibe haften bleiben. Das ist eventuell nur minimal, aber auf die Dauer für das Bild schädlich. Weiterhin greifen mögliche Farbpigment die Scheibe mit der Zeit an, so dass nach Jahren die Scheibe selber ein Negativ des Bildes trägt, und die Scheibe somit für andere Rahmungen nicht zu gebrauchen ist. Man kann also sagen, ein Passepartout schützt Werk und Glasscheibe gleichermaßen.

Punkt Glas

Der normale Glaswechselrahmen hat immer Normalglas als Scheibe. Normalglas hat nun aber zwei größere Nachteile: Zum Einen reflektiert Normalglas sehr stark, so dass man beim Betrachten meist durch die Reflektionen vom eigentlich Bild abgelenkt wird. Und zum Anderen hat Normalglas einen zu geringen UV-Schutz. Farben verblassen mit der Zeit, wenn nicht richtig geschützt. Und so kann es sein, dass aus dem eigenen farbenprächtigen Druck im Laufe der Zeit ein farbloses „Etwas“ wird, was nur noch aus einer Art Blau-Tönen besteht.

Für Einrahmungen gibt es spezielle Bildergläser, angefangen mit einem UV-Schutz von ca. 60% bis hin zu einem Museumsglas (zum Beispiel [WERBUNG] Art-Glas AR70 ) mit einem UV-Schutz von knapp 100%. Hierbei passiert dem Bild überhaupt nichts mehr, aber das Glas ist auch extrem teuer. In den meisten Fällen reicht das 60%ige Schutzglas. Es sei denn, es trifft relativ viel Sonne auf das Bild selber. Und einen weiteren Vorteil gegenüber Normalglas hat jedes Bilderglas: es reflektiert kaum, und es ist farbecht. Mit gutem Bilderglas hat man das Werk geschützt, und genießt das Bild beim Betrachten ohne Reflektionen. Einzig sollte man darauf achten, dass es sich um modernes, reflektionsarmes Glas handelt. Früher hat man gerne ein Reflo-Glas genutzt, was leicht angerauht war, und somit auch keine Reflektionen mehr zu sehen war. Aber durch die „milchige“ Oberfläche wurde jedem Bild auch die farbliche Strahlkraft genommen.

Punkt rahmenlose Glashalter

Früher wurden die rahmenlosen Glashalter wirklich häufig verkauft, weil sie eben sehr günstig waren. Hier sind wir wieder bei dem Paradoxon: Teures Bild möglichst günstig einrahmen. Ein rahmenloser Glashalter schützt das dort eingerahmte Bild rein gar nicht, denn die Seiten sind ja im Grunde genommen offen. Ein vernünftiger Holz- oder auch Aluminium schützt das Bild schon einmal seitlich. Wer aber einen noch besseren Schutz für sein Werk möchte, der lässt das Bild staubfrei einrahmen. Hierbei wird die Glasscheibe, das Passepartout und die Rückwand seitlich abgeklebt (natürlich wieder mit säurefreien Klebeband), so dass das Bild auch von außen vor Staub und Gewittertierchen geschützt ist.

Man sieht also, man kann seine Werke mit verschiedensten Sachen schützen, und das sollte man auch. Es ist einfach zu schade, wenn man eigene Bilder oder auch Erstandene Werke nach einigen Jahren nicht mehr nutzen kann, sei durch unvorsichtige oder fahrlässige Behandlung oder auch durch ggf. falsche Rahmungen.