Die Wahl des Papiers und anderer Materialen für eine Zeichnung
Die Wahl des Papiers hat grundlegende Auswirkungen auf das Werk, was man erstellen will. Wie häufig habe ich schon gehört: „Wow, wie bekommst Du Deine Schwärze in die Zeichnung?“ und ich werde immer wieder verwundert angeschaut, wenn ich sage, dass ich nur 2B oder wirklich maximal 4B Bleistifte nutze. Aber woran liegt das?
Als ich angefangen habe zu zeichnen, habe ich vieles ausprobiert, auch die Art & Weise der Zeichnungen von anderen Künstlern. Ich war neugierig auf die Vorgehensweisen anderer Illustratoren, und das bezog nicht nur die Technik ein, sondern auch das Material. Also habe ich wirklich alles ausprobiert: Techniken, Stilrichtungen, Bleistifte, Papiere, Radiergummis, eben alles, was dazu gehörte. Im Laufe der Zeit entwickelte ich einen Stil, aber zu diesem Stil passte dann nicht unbedingt das Material, was ich nutzte. Zum Beispiel erlernte ich das Verblenden meiner Bleistiftskizzen mit Tüchern, Estompen und Wattestäbchen, aber schnell wurde mir klar, dass nicht jeder Stift und auch das Papier, diese Techniken so wie ich es mir gewünscht hatte, annahm. So schmierten einige Stifte, waren zu „hölzern“, andere Papiersorten nahmen die Verblendung gar nicht an usw. Also bin ich los, und kaufte mir verschiedenste Papiersorten, Bleistifte und Radiergummis, und schnell merkte ich, welche für mich gut waren, und welche ich für mich überhaupt nicht nutzen konnte. Bei den Bleistiften war relativ schnell klar, dass die Unterschiede gar nicht so groß waren, obwohl hier auch welche zu erkennen war. Aber bei der Wahl des Papier waren die Unterschiede enorm.
Es gibt ja die verschiedensten Papiersorten: Zeichenpapiere, Skizzenpapiere, Aquarell-Papiere, Kartons, Bastelpapiere etc. Und wiederum in diesen Sorten gibt es wieder welche mit verschiedenen Oberflächen, rau, glatt, wellig, verschiedenen Färbungen und auch mit verschiedensten Holzanteilen.
Die richtige Wahl des Papieres ist schon einmal nicht so leicht, aber wie heißt es doch so schön? „Probieren geht über Studieren“. Etliche Papiersorten, Einzelpapiere und Blöcke, wanderten also in meinen Besitz, und auf jedem Papier versuchte ich alles möglich, um zu sehen, wo die Grenzen des Papieres sind. Und schnell wurde klar, Papier A lag mir rein gar nicht, Papier B dafür umso mehr! Hätte ich nun auf beiden Papiersorten ein und dieselbe Zeichnung angefertigt, hätte ich zwei verschiedene Ergebnisse erzielt. Ja ich würde sogar so weit gehen, dass ein Außenstehender die beiden Zeichnungen von zwei verschiedenen Künstlern gehalten hätte. Irgendwann habe ich mich auf Schöllershammer 4R Reinzeichenpapier und Papiere von Hahnemühle spezialisiert. Dies soll aber wie gesagt keine direkte Empfehlung für die Wahl des Papiers sein, da müsst ihr selber probieren.
Natürlich gibt es jetzt einige die sagen: „Ach man muss auf jedem Papier zeichnen können“ oder „Ach, das ist doch alles gleich“, bei solchen Aussagen kann ich dann nur mit dem Kopf schütteln, denn wahrscheinlich haben diese Personen andere Qualitäten noch nicht ausprobiert. Warum gibt es denn Rotweine aus dem Tetrapack für 1€, und warum einige für 15-20€ und mehr (natürlich sind den Kosten nach oben kaum Grenzen gesetzt, aber man will ja auch auf dem Teppich bleiben). Oder warum sprechen TV-Köche von gutem Oliven-Öl? Qualitätsunterschiede sind einfach da, und die sollte man ausprobieren, wenn man gute Ergebnisse erzielen möchte. Probiert es einfach mal aus.
Abschließend, um eine Zeichnung auch fixieren zu können, kommt es dann auch wieder auf das richtige Fixativ an. „Haarspray!“, werden viele sagen, und auch da würden mir Tränen in die Augen fahren, denn seien wir mal ehrlich: Ich übertrage in meine Zeichnung Arbeitszeit, Herz und Verstand. Ich habe mich intensiv mit meinem Werk auseinander gesetzt, bin stolz auf das Ergebnis, und dann soll ich dieses Werk fahrlässig durch den Einsatz eines Mittels, was rein gar nicht für die darstellende Kunst ausgelegt ist, möglicherweise zerstören? Natürlich kann man auch hier Glück haben, aber ich gebe Brief und Siegel darauf, dass ein mit Haarspray fixiertes Bild nicht so lange überlebt, wie eines, was mit einem dafür angefertigten Fixativ besprüht wurde. „Ja, aber Haarspray ist doch günstiger!“, ist es das? Und ja und? Wie gesagt, ich stecke richtig Arbeit in mein Werk, und nehme danach das billigste Spray was ich bekommen kann? Ist mir mein Werk denn selber nichts wert? Wenn nein, nehmt Haarspray, wenn doch, nutzt das richtige Fixativ (Pastell, Kohle, Bleistift, Aquarell etc.) für Eure Werke, und teurer als Haarspray ist das auch nicht!
Kümmert Euch selber also demnach um das für Euch richtige Material, und ihr werdet Ergebnisse erzielen können, an denen ihr lange Freude haben werdet. Probiert Papier aus, Probiert Stifte aus, Probiert Wischer aus… ABER (!) nehmt abschließend den richtigen Abschluss für Eure Kunstwerke!
Schaut auch in anderen Blog Beiträgen nach, was ich zu Materialen wie Bleistiften (Der große Bleistift-Test) und/oder Fixativen (Haarspray als Fixativ) sage.