Verwischen und Verblenden – einige Techniken

Es gibt verschiedenste Techniken, mit denen man Flächen zeichnet: Schraffieren oder Verwischen und Verblenden. Obwohl das Verblenden etwas verpönt ist, und Kunstlehrer einem das austreiben wollen, ist es für mich selber eine grandiose Technik, klare Flächen zu zeichnen. Vielleicht ist es dann keine reine Zeichnung mehr, sondern eher eine Mischung aus Zeichnung und Malerei, aber ich sage zu den Techniken: Jeder so wie er will. Es gibt keine Regel dass man das eine darf und das andere nicht.

Beim Verwischen und Verblenden gibt es auch wieder verschiedene Techniken, die man anwenden kann. Bei einer ist äußerste Vorsicht geboten, und ich warne davor, es so zu machen. Alle anderen sind, je nach Vorliebe und Geschmack, einfach umzusetzen.

Verwischen und Verblenden mit dem Finger

Verwischen und Verblenden mit dem Finger
deutlich sichtbare Verschmierungen und Flecken

Jeder hat es von uns wohl schon gemacht, und macht es auch immer noch. Weil man beim Verwischen mit dem Finger eben kein zusätzliches Werkzeug benötigt. Aber ich empfehle das nicht, ich warne sogar davor. Natürlich sagen auch hier wieder sehr viele: „Das habe ich schon immer gemacht und es ist nie etwas passiert…“, und ich kann trotzdem nur erwidern, dass man dann dabei Glück gehabt hat. Es gibt so viele Dinge, die man immer gemacht hat, und nie sei etwas passiert, dennoch muss man es ja nicht auf die Spitze treiben. Genauso wie beim fixieren mit Haarspray, ist das ein mögliches Zerstören des Werkes. Über den Finger habe ich extrem viel Kontrolle beim Verwischen, aber dennoch ist das Verblenden des Bleistiftes mit dem Finger extrem gefährlich für das Werk. Warum? Auf dem Finger bzw. der Haut können sich Fette, Schweiß oder andere Verschmutzungen befinden, die ich in das Bild hineinwischen könnte. Und wenn ich einmal einen solchen Fettfleck in das Papier gewischt habe, dann bekomme ich diesen nicht mehr weg. Da hilft auch ein guter Radierer nichts mehr, der Fleck bleibt bestehen! Wenn man jetzt, so wie ich, Hauttöne verblendet, und dann auf einmal ein Fleck oder gar ein deutlich erkennbarer Fingerabdruck auf der Zeichnung zu sehen ist, kann man das Bild eigentlich wegwerfen. Ein solcher Fleck stört, und entfernen könnte ich Ihn nur, wenn ich das Bild auch digital hätte (retuschieren), auf dem Original bleibt es aber.

Verblenden mit dem Finger und Taschentuch

Verwischen und Verblenden mit dem Taschentuch
absolut glatte Fläche

Da das Verblenden und Wischen mit dem reinen Finger Gefahren birgt, kann man natürlich auch ein ganz normales Papiertaschentuch um den Finger wickeln und so verwischen. Diese Technik habe ich von einem professionellen Künstler gelernt. Das Ergebnis ist danach einfach nur perfekt, denn man kann die Bleistiftstriche wirklich komplett zu einer Fläche verblenden. Einziger Nachteil ist eben, dass man nicht ganz genau verblenden kann, also keine Details. Dazu ist der Finger einfach zu dick. Aber dafür gibt es ja andere Werkzeuge, wie die Papierwischer oder Wattestäbchen.
Man muss nur darauf achten, dass man kein Papiertaschentuch mit irgendwelchen Duft- oder anderen Zusatzstoffen nutzt, denn dann hat man genau den Effekt wieder, dass man, wie beim reinen Finger, Öle oder sonstiges in das Papier wischt

Verblenden mit einem Papierwischer (Estompen)

Verwischen und Verblenden mit dem Estompen
dunkle Flächen sichtbar

Es gibt verschiedenste Papierwischer, in Größen und Materialen. Ich selber nutze diese sehr gerne, denn ich kann mit der Spitze des Wischers, im Gegensatz zum Finger, auch kleinste Details verblenden. Ich selber habe ein großes Set an Estompen, von einer Stärke von 5mm bis 15mm. Leider, in meinen Augen, gibt es zwei Qualitäten bei den Estompen, und man weiß nie genau, was man kauft: Es gibt hellweiße mit einem sehr weichen Papier und es gibt leicht gräuliche mit einem ziemlich festen Papier. Ich arbeite lieber mit den weichen Estompen, auch wenn die Spitze wesentlich schneller abnutzt. Aber ich habe einfach ein besseres Gefühl auf dem Papier mit den weichen Estompen. Auch der Blendeffekt ist nach meinen Erfahrungen her sanfter und besser.
Die Estompen lassen sich, wenn die Spitze mal viel zu dreckig und abgestumpft ist, ganz leicht mit Sandpapier wieder „spitzen“. Dazu einfach den Estompen wie auf einem Schleifstein abwetzen, und schon hat man wieder einen neuen. Ich nehme zuerst grobes Sandpapier, und zum Abschluss sehr feines, um die Spitze auch wirklich spitz zu bekommen.

Verwischen und Verblenden mit dem Pinsel

Verwischen und Verblenden mit dem Pinsel
Schraffur des Pinsels noch deutlich sichtbar

Diese Technik habe ich erst vor kurzem entdeckt, und lieben gelernt, denn das Verblenden mit dem Pinsel ist extrem sanft. Wenn man den Bleistiftstrich noch durch die Verblendung hindurchsehen möchte, dann ist der Pinsel genau richtig. Ich nutze ihn zum Beispiel beim Verblenden der Haare, Augenbrauen, Wimpern etc. Eben genau da, wo ich die Linien und Striche noch sehen möchte, ich aber eine wirklich sanfte Oberfläche haben möchte.
Man kann mit normalen Pinseln arbeiten, es gibt aber auch explizit eben zum Verblenden von Bleistift und Grafitstiften welche mit sehr kurzen Borsten. Die Pinsel mit den kurzen Borsten verblenden dann etwas stärker, als die mit längeren Borsten. Da muss man für sich selber Erfahrungen sammeln.

Verblenden mit einem Wattestäbchen

Mit dem Wattestäbchen kann man auch sehr kleine Details verblenden. Aber nicht ganz so fein, wie mit der Spitze eines Estompen. Weiterer Nachteil in meinen Augen ist, dass man relativ viel Müll produziert, denn die Wattestäbchen kann ich ja nicht säubern. Einmal ein tiefschwarzes Wattestäbchen, ist dieses nur noch bedingt nutzbar. Die Estompen kann ich säubern und anspitzen. Viele arbeiten mit Wattestäbchen, da ich aber genauer arbeiten möchte, bevorzuge ich die Estompen.

Verblenden mit Schaumstoffpinsel

Relativ neu sind die kleinen spitzen Schaumstoffpinsel, die man zum Beispiel zum Verblenden von Pan-Pastellen nutzt. Das Verblenden geht damit wirklich hervorragend, dennoch ist das säubern danach wieder ein Problem. Von daher nutze ich dieses Werkzeug auch nicht mehr. Ggf. müsste ich mir mal größere solcher Pinsel zulegen, um dann zu sehen, ob sie die „Taschentuch um den Finger“ Methode ersetzen könnten. Günstig sind diese Pinsel aber nicht.

Fazit: Ich verblende meine Zeichnungen mit drei Methoden: große Flächen mit dem Taschentuch um den Finger, sanfte Flächen, wo ich die Bleistiftschraffur nicht unbedingt verschwinden lassen möchte mit dem Pinsel und Details mit Estompen.
Wie gesagt, ich kann nur davor warnen, mit dem Finger direkt zu verwischen. Aber da muss wohl jeder seine Erfahrungen machen.

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Einblick in das Verblenden geben, und auch Hilfestellungen aufzeigen.

Euer Dirk


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